Krieg

Zerfahrener Rückweg

Imogen und Xannry hatten keine einfache Aufgabe. Immerhin wollten sie die seit Wochen nicht mehr stattfindenden Getreidetransporte schnellstens wieder aufleben lassen. Zum Glück war Doran, der Bürgermeister von Farleigh`s Well und Hauptnutznießer des Getreidehandels war, bereits vorgeprescht und hatte Leute ausgesucht, die den seit Wochen überfälligen Transport nach Rhunath begleiten sollten, und so konnten sich der Halbelf und die Elfin darauf beschränken, ihre eigenen Sachen zu erledigen, Vorräte zu organisieren und bereits nach kurzem Zwischenstopp die Reise nach Rhunath antreten.

Ihre Begleiter auf dem Wagen waren Ishan und Sidra, zwei erfahrene Wagenlenker, die sich an den Zügeln abwechseln wollten, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Es war nämlich angedacht, nur eine einzige Rast auf der eigentlich mehr als drei Tagesreisen langen Strecke abzuhalten. Und anfangs sah es ganz danach aus, als ob der Plan aufgehen sollte. Der Weg durch den großen Wald war gut ausgetreten und der Wagen kam wunderbar voran. In Syndelethi, was die kleine Gruppe erst kurz vor Mitternacht des ersten Reisetages erreichte, bekamen sie nicht nur eines der letzten Zimmer für eine geruhsame Nacht, sondern auch einige Neuigkeiten aus dem Königreich der Elfen. Offenbar hatten sich die bisher nur vereinzelt auftretenden Anschläge und Mini-Gefechte weiter ausgebreitet und man musste der Tatsache ins Auge sehen, dass zwischen Anraii und Cammere ernsthaft Krieg ausgebrochen war. Umso wichtiger befanden es Imogen und Sidra, die Lieferung so schnell wie irgend möglich nach Rhunath zu bringen und brachen bereits vor Sonnenaufgang zusammen mit Xander wieder auf. Ishan hatte sich tags zuvor jedoch völlig verausgabt und noch dazu den Magen verdorben, so dass er in Syndelethi zurückblieb.

Wenn sie ähnlich gute Reisebedingungen vorfinden würden, wie am ersten Tag könnten sie noch vor Sonnenuntergang in den Vororten von Rhunath eintreffen. So waren sie auch sehr motiviert unterwegs und machten gut Strecke. Als sie am frühen Nachmittag durch einen etwas dichteren Teil des Waldes reisten, machte Imogen sich immer wieder die Mühe, ein Stück voraus zu reiten, um mögliche Hinterhalte rechtzeitig zu entdecken. Als sie bei ihrem dritten Ausflug tatsächlich fündig wurde, reichte es aber nur mehr, den Nachfolgenden eine Warnung zuzurufen, dann waren die Angreifer auch schon viel zu nahe und Imogen musste ob der Übermacht und der offensichtlich fehlenden Verhandlungsbereitschaft der Angreifer, ihre Rettung im Schutz der dichten Sträucher und Bäume suchen. Der Wagen hatte aufgrund seiner Schwerfälligkeit keine Chance. Über ein Dutzend Soldaten machten kurzen Prozess mit den beiden Halbelfen und brachten den Wagen in ihre Gewalt. Sidra wurde bei der Aktion so unglücklich von einem Pfeil getroffen, dass selbst Xander, der in unmittelbarer Nähe von ihr stand, nicht mehr verhindern konnte, dass sie ihrer schlimmen Wunde an Ort und Stelle erlag. Ihm selbst blieben nach kurzem Überlegen auch nur zwei Möglichkeiten. Aufgabe oder Flucht nach vorn.


Die Nachhut in Form von Xannry, Zurgin, Durrak und Yue Fei hatte auch nicht mehr Ressourcen zur Verfügung als sie an der Straßensperre erreichten, die von Elfen errichtet worden war und die sie vor den auf sie wartenden Kriegswirren warnten. Aufgrund der vom Elfenkönig ausgestellten Reiseerlaubnis war es aber eine Formsache, auf eigene Gefahr weiter Richtung Rhunath reisen zu dürfen, was sie auch ohne lange Verzögerung taten. Nach einigen Meilen entdeckten sie die Stelle, an der der Überfall auf den Wagen stattgefunden hatte und beschlossen nach kurzer Diskussion, den Wagenspuren, die weg von der Straße führten, zu folgen. Durrak ahnte gleich, dass es nur der Wagen aus Farleigh`s Well sein konnte, der hier zu einem Umweg gezwungen worden war, aber Xannry war sich weniger sicher und wäre lieber bis Rhunath weiter gereist und nicht in die unbekannte Umgebung vorgedrungen, in der vagen Hoffnung, einen Wagen wieder zu finden, von dem nicht einmal bekannt war, ob es der vermutete war. Zurgin jedoch hatte einer spontanen Eingebung folgend einen passenden Bluff parat – angeblich hätte er mit Hilfe einer Kelch-Wünschelrute den Weg in den Wald angezeigt bekommen – und so schloss sich auch Xannry dem Umweg an. Yue Fei war dadurch bereits überstimmt und begleitete die Gefährten ebenfalls.

Hinter von etwas schwerem, wie einem großen Wagen, niedergedrückten Sträuchern fand Durrak einen Trampelpfad, der gerade breit genug für den Transport gewesen zu sein schien. Der Beschluss, diesem Pfad eine Weile lang zu folgen, führte die Gruppe auf eine weitere Absperrung. Als Xannry die beiden dicken Baumstämme entdeckte, entschloss er sich spontan, seinem Pferd die Sporen zu geben und über das Hindernis hinweg zu springen, während Zurgin, der als letzter auf seinem Pony folgte, spontan anhielt und in einigem Abstand zusehen musste, wie Yue Fei und Durrak von einem Pfeilhagel begrüßt wurden. Im Gegenteil zur ersten Straßensperre waren es diesmal ausschließlich menschliche Soldaten, die dem Zwerg und der Mönchin, die den Kampf zunächst angenommen hatten, weder eine realistische Sieges- noch eine günstige Fluchtmöglichkeit einräumten, sondern schon nach wenigen Aktionen, die Kapitulation einforderten und Durrak und Yue Fei blieb nichts anderes übrig, als sich der Übermacht zu ergeben.

Xannry war zunächst in der Lage, der Gruppe Soldaten, die Yue Fei und Durrak abführten, zu folgen und zu beobachten. Sein einziger Versuch, näher an das Lager heranzuschleichen, um eventuell eine Rettungsaktion starten zu können, blieb aber im Ansatz stecken, da die Soldaten ob der Umstände ständige aufmerksame Wachen aufgestellt hatten, die sein Anpirschen rechtzeitig entdeckten. Mehrere Tage lang blieb Xannry in der Nähe der Soldaten, die sich zusammen mit einigen Wagen voller Gefangener auf in Richtung Südwesten machten. Als sich Xannry relativ sicher war, dass das Ziel nur Lark sein konnte, die grenznahe Ansiedlung, wo der Konflikt seinen Anfang genommen hatte, ließ er von der Verfolgung ab und erholte sich, nachdem er Unterschlupf in einer alten Wassermühle gefunden hatte, einen ganzen Tag lang von den erlebten Strapazen.

Gruppenzusammenführung

Auch Imogen hielt es für geschickter, statt ohne Getreide Rhunath erreichen zu wollen, sich entlang des Weges zurück Richtung Syndelethi zu bewegen, da sie die Hoffnung hatte, ihre Kameraden der nachfolgende Gruppe zu treffen und mit Verstärkung die Verfolgung der Angreifer aufzunehmen. An der von den Elfen eingerichteten Straßensperre traf sie aber nur den völlig verängstigten Zurgin. Zusammen beschlossen sie, so schnell wie möglich die Spur ihrer Kameraden wieder aufzunehmen. Die verlor sich im Kriegsgebiet.

Nach kurzem Erfahrungsaustausch war Ihnen klar, dass die seit Jahrzehnten unverrückbare Grenze zwischen Elfen- und Menschenreich möglicherweise im Begriff war, sich zu verschieben. Die Soldaten aus Cammere hatten begonnen, auf breiter Front in den anraiischen Elfenwald einzumarschieren. Und Durrak, Yue Fei und vielleicht auch Xander und Xannry steckten mitten im Frontchaos fest oder gar schlimmeres.

Die Spur war dank Imogens Fähigkeiten schnell aufgenommen und verlief erst durch ein dichtes Waldstück nach Westen bevor sie sich kurz nach dem Durchqueren eines verlassenen Lagerplatzes einer mittelgroßen Armee in zwei Richtungen aufspaltete. Das Gros der Soldaten hatte sich Imogens Einschätzungen zufolge nordwestlich bewegt, ungefähr in Richtung Rhunath, während mehrere Transportwagen, möglicherweise mit Gefangenen auf den Pritschen, eine südlichere Route mit dem vermeintlichem Ziel Lark, also des Basislagers der Cammere’schen Armee, eingeschlagen hatten. Imogen und Zurgin entschieden sich für die südliche Variante, da aufgrund von Zurgins Beobachtungen eine Gefangennahme ihrer Kameraden so ziemlich das Beste war, worauf sie unter den aktuellen Umständen hoffen konnten.


In der Tat erreichte der Gefangenentransport, der neben Yue Fei und Durrak auch Xander in Gewahrsam genommen hatte, nach einer knappen Woche den Ort, wo alles begann: Lark. Dort gelang es Xander mit Durraks Hilfe, genug diplomatische Winkelzüge anzubringen, um die hoheitliche Mission der Gruppe in Erinnerung zu rufen und den Status der Kriegsgefangenenschaft nach kurzer Zeit abzulegen. Schockierend für die beiden Recken war die Erkenntnis, dass gefangene Frauen, was Yue Fei einschloss, statt nach Lark, direkt an die Front geschickt worden waren, um „den Frontschweinen ein bisschen Abwechslung zu verschaffen“. Da war es kaum ein Trost, dass in den folgenden Tagen, zuerst Zurgin und Imogen, dann auch Xannry in der Stadt eintrafen, aber immerhin war die Gruppe fast wieder vereint und brach schnell entschlossen auf, um Yue Fei aus ihrer denkbar unangenehmen Situation so schnell wie möglich wieder zu befreien.

Die Gefangene

Yue Fei’s Story als Gefangene der Soldaten …


Frontbesuch

Die Gruppe wollte die Hauptverbindung zwischen Lark und Rhunath, die naturgemäß stark umkämpft war, nach Möglichkeit meiden und dennoch ohne große Umwege die Front erreichen und anschließend weiter nach Rhunath reisen, um doch noch den Bau einer diplomatischen Brücke zwischen den Kriegsgegnern zu versuchen. Als Zwischenstopp schlug Xannry die alte Wassermühle vor, die fast keinen Umweg darstellte und recht gut zu verteidigen wäre, sollte der Frontverlauf sich doch wieder weiter nach Süden verlagern. Diese erste Etappe verlief dann auch ohne Zwischenfälle und das Quartier am Fluß wurde schon kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreicht.

[wasserhexe und ein paar lakaien kampf]

***

Gruppe erreicht die Front …

Yue Fei scheint tatsächlich dort eine Gefangene zu sein …

Lokaler Heerführer besteht kompromisslos auf der Einnahme von Kermitati …

Die Gruppe erklärt sich bereit, gegen die Freilassung von Yue Fei die Eroberung zu unterstützen …

Inszenierte Erholperung

In diplomatischer Mission wird dem „Elfendorf“ die Möglichkeit einer Evakuierung unterbreitet…

Ein hitziger Kampf wird geführt, viele Soldaten kommen durch „friendly fire“ ums Leben, werden aber doch wieder ins Leben zurück gerufen und fast alle Stadtbewohner verlassen ihre Häuser und überleben eine Situation, die auch in einem grausames Gemetzel hätte enden können …

Eine nahezu ausweglose Situation, die ohne mutiges Einschreiten der Abenteurer unzählige Tote zur Folge gehabt hätte, wird ohne nennenswerte Opferzahlen vollständig entschärft …

Yue Fei wurde von Xander bereits auf diplomatisch/schelmische Art befreit, darf sich dann aber auch offiziell der Gruppe anschließen …

Diese macht sich entlang des Flusses in Richtung Rhunath auf …

Und kommt nicht an …

Kalter, dichter Nebel

Nachdem fast ein Tag vergangen war, an dem sich zu fortgeschrittener Stunde nicht nur Imogen gefragt hatte, wann denn nun endlich die Vororte von Rhunath auftauchen würden, sah es danach aus, als ob sich die Gruppe trotz dem eigentlich trivialen Weg, einfach entlang des Flusses, verirrt hatte. Man beschloss daher, am nächsten Tag den Weg zurück zu verfolgen, um spätestens am Ort der Schlacht um Kermitati die Orientierung wieder zu erlangen.
Die Sonne näherte sich dem Horizont, und es wurde Zeit, ein Lager aufzuschlagen. Der am besten zu verteidigende Lagerplatz in dieser Umgebung lag auf einem Hügel unweit des Ufers. Die Nacht verstrich ohne Gefahren, aber im Schlaf wurde die gesamte Gruppe von Alpträumen gequält. Als die Sonne endlich wieder aufgeht, erblicken die Kameraden jedoch eine völlig verrückte Welt. Statt auf dem Hügel, auf dem das Lager aufgeschlagen worden war, liegen die Schlafsäcke im Foyer eines reichverzierten Gebäudes. Der Boden ist von einem sauberen Teppich bedeckt, und an den Wänden h#ngen leuchtende, farbenfrohe Wandteppiche. Der Einang wird von großen Messingkerzenhaltern falnkiert, die offenbar erst vor kurzem poliert und mit Kerzen ausgestattet worden sind.

Aber weitaus erschreckender als der plötzliche Sprung aus der Wildnis in diese Burg ist der rauchig graue Nebel, der in 30 Fuß Entfernung um das Gebäude liegt und die Sicht blockiert. Kein Geräusch dringt durch den Nebel an die Ohren der Abenteurer. Das Maultier von Zurgin, was durch Zufall in den Nebel wandert, entschwindet schnell euren Blicken, obwohl das Führungsseil am rand des Nebels klar zu erkennen ist. Als Zurgin das Seil einholt, wobei er sich gerne von Durrak helfen lässt, befindet sich ein totes Maultier am Ende des Seils. Es ist nicht festzustellen, woran das Maultier gestorben ist, aber sein Gesicht ist zu einer fürchterlichen Grimasse des Schmerzes verzerrt. Noch während Xannry und Imogen über den Grund rätseln, nähert sich der Nebel dem Haus, dringt aber glücklicherweise nicht in das Foyer ein. Das Doppelportal ins Burginnere schwingt wie von selbst auf.

Da erkennt Xander mit einem Mal, wo sich die Gruppe befindet. Er ist zu Hause, im Ostflügel der Burg Bernstein, dem Haus seiner Eltern, in dem er so viel Zeit verbracht hat, wie sonst nirgends auf Averoigne. Aber irgendetwas ist seltsam. Irgendetwas fühlt sich anders an, als er es in Erinnerung hat. Als wäre die Burg aus ihrer Welt gerissen worden und irgendwo anders hin verpflanzt worden. Oder irgendwann anders? So seltsam Xanders Eindrücke sind, so angenehm fühlt es sich trotzdem an, viele Erinnerungen an alte Zeiten wieder durch den Kopf sausen zu sehen. Und voller Tatendrang wollte er die Gruppe in die ehrwürdigen Gemäuer hineinführen …

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