Farleigh‘s Well

Ankunftsprügelei

Wie jede Reise ein Ende hat, so war auch diese durchaus hastig angetretene Reise schon nach weniger als drei Tagen an ihrem Ziel angelangt. Bereits von weitem erkannten die Gefährten den massiven und durch seine Höhe von fast zwei Metern durchaus wirkungsvollen Palisadenzaun mit zwei einfachen Toren. Die Abenteurer steuerten entlang des gut ausgetretenen Weges auf das Nordtor zu. Xannry meinte einen Moment, sich an das Dorf sogar erinnern zu können, da es rein geographisch tatsächlich in einer ähnlichen Gegend lag, wie sein ehemaliges zuhause Dreamlode. Aber dazu passte nicht, dass südlich davon ein großflächiger Wald stand, der, wie auch die reichhaltigen Getreidefelder, durch das südlich gelegene Tor erreichbar war.

Als sich die Reisenden langsam dem Tor näherten, entdeckten sie drei Wachposten, von denen jedoch ihre Ankunft beinahe gar nicht bemerkt worden wäre. Einer verwendete sein Schild als Schattenspender, während sich die anderen beiden einen Wasserschlauch hin und herreichten und gierig daraus tranken. Die Gefährten stiegen von ihren Pferden ab und führten die Tiere langsam auf das Tor zu, als sich plötzlich ein Wolfsrudel aus dem Schatten einer nahen Baumgruppe löste und zielstrebig auf die Ankömmlinge losstürmte. Ein halbes Dutzend Wölfe überfällt eine größere, bewaffnete Gruppe von Menschen nicht einfach so am helllichten Tag. Da war sich Imogen sicher, zog aber dennoch rasch ihren Bogen, um im wilden Getümmel die offensichtlich verwirrten Tiere zur Strecke zu bringen.

Während die Pferde panisch auseinander stoben und nur durch Xannrys geistesgegenwärtiges Handeln überwiegend in Richtung Dorf liefen, konnten die Wölfe den ersten Schlag gegen die Gruppe landen und zerrten Zurgin von den Beinen. Durrak stand jedoch wie ein Fels in der Brandung und erledigte mit wenigen Schlägen seines riesigen Schwertes gleich drei der Tiere fast im Alleingang. Yue Fei wünschte sich, Xander wäre mit ihnen gereist, als sie den scharfen Zähnen des Leitwolfs nur um Haaresbreite entkam, ihm im Konter jedoch eine klaffende Wunde zufügen konnte. Die anderen sprangen ihr gleich bei und mit vereinten Kräften konnte der Düsterwolf nach kurzem, vehementen Kampf zur Strecke gebracht werden. Wenig später, auch durch die Hilfe der trotz offensichtlicher Koordinationsprobleme geschwächten Wachen, waren die Wölfe nur noch ein Haufen Kadaver und keine Gefahr mehr für die Dorfgemeinschaft. Hätten die Abenteurer jedoch nicht so konsequent und zielstrebig gehandelt, wären die Torwachen ohne Chance dem Untergang geweiht gewesen.

Auch deshalb waren die fünf Recken in kürzester Zeit im ganzen Dorf bekannt. In einem Dorf, in dem so einiges aus dem Ruder gelaufen zu sein schien. Überall wo man hinblickte, lagen Bewohner träge in der Sonne, lallten sich unverständliche Satzfetzen zu oder übergaben sich. In der Nähe des Dorfbrunnens hatten ein Mann und eine Halbelfin sämtliche Hemmungen abgelegt und boten einer grölenden Schar Zuschauern eine Livedarbietung lüsterner, eindeutig nicht jugendfreier Handlungen. Imogen hielt spontan Xannry die Augen zu, während sich Yue Fei angewidert abwandte, nur um in der anderen Richtung bewusstlose Halbelfen links und rechts des Weges zu erblicken. Was war hier nur los?

Der Weg der Abenteurer durch die Straßen war eine gänzlich neue Erfahrung für sie, trotzdem fiel den wachsamen Augen der Gruppe auf, dass einige Dorfbewohner, seltsame Blumen trugen. Es handelte sich um mehrfarbige Rosen, die keiner der weitgereisten Kameraden mit irgendeinem Ort in Verbindung bringen konnte. Man war nach einigem Rätseln sogar geneigt, ihren Ursprung auf einer anderen Ebene zu vermuten, möglicherweise auf der der Feen.

Das Gebrabbel der einzelnen ansprechbaren Dorfbewohner brachte ferner die Erkenntnis, dass die Rosen wohl einigen, eher jüngeren, attraktiveren Besuchern einer ausgelassenen Feier in der Nähe des Dorfes überreicht worden waren. Offenbar bekam diese Feier den meisten Leuten, die ebenfalls den Tag oder die Nacht, oder beides dort verbracht hatten, nicht so gut. Angeblich wurden auch einige Dörfler vermisst, aber man rechnete fest mit einem Wiedererscheinen nach Ausnüchterung. Wie dem auch war, nachdem die Helden ihre Pferde eingesammelt hatten, begaben sie sich zum Kupferkessel, der Ortskneipe und Herberge, von wo noch das meiste Leben auszugehen schien. Aus einem hohen, schlanken Kamin quoll weißer Rauch, der den Geruch von geräuchertem Hammel mit sich trug. Aus dem Haus drangen Geräusche von Gelächter und klirrenden Krügen nach draußen durch die angelehnte Tür, über der ein kupferner Spucknapf angebracht war.

Kaum drinnen angekommen, wurden die Abenteurer vom Wirt begrüßt, der sich Derry nannte, ein Halbling, der einen müden Eindruck hinterließ, aber im Gegensatz zu den meisten anderen nicht von vermeintlich übermäßigem Alkoholgenuss, sondern schlicht und einfach überarbeitet. So erzählte er auch freimütig von dem seit einigen Wochen glänzend laufendem Geschäft, so dass Derrys aktuellstes und einziges Problem die Frage nach ausreichend Nachschub für die regelmäßig leergetrunkenen Wein- und Bierfässer war. Lediglich die parallel ebenfalls stark zunehmenden Stimmungsschwankungen, die zu mehr und mehr Prügeleien geführt hatten, schockierten Derry, der es eher gewohnt war, friedliebenden Gästen ein Abendessen und einige Drinks zu servieren. Zuletzt kamen aber doch immer mehr bereits angeheiterte Neuankömmlinge zu ihm und die Probleme nahmen zu.

Nachdem die allgemeine Situation zwar höchst seltsam, aber immerhin einigermaßen friedlich zu sein schien, beschlossen die Gefährten, den Abend ruhig ausklingen zu lassen und die aus Dankbarkeit aufgrund der Abwehr des Wolfsrudels kostenlos angebotenen Zimmer zu nutzen, um am nächsten Morgen auf die Suche nach dem Ursprung der ungewöhnlichen Feierlaune des bisher als arbeitsam bekannten Dorfes Farleigh`s Well zu gehen. Die spätere Ankunft Xanders mit einem Wagen voller Elfenwein wurde zwar mit Freuden zur Kenntnis genommen, änderte aber nur mehr die Zimmerverteilung und nicht mehr den bereits gefassten Plan.

Nächtliche Besucher und Parties

Trotz der, durch Lathanders Wirken und Xanders Tun begünstigten, massiv beschleunigten Heilung der Abenteurer, beschlossen sie, nicht ohne Wachen die Nacht zu verbringen und Zurgin kam auf die glorreiche Idee, den aufgrund der Umstände verunsicherten und daher nur mühsam in den Schlaf findenden Kameraden mit Hilfe eines Mobiles das Einschlafen zu erleichtern. Zumindest für Zurgin selbst, der gleichzeitig die erste Wache übernommen hatte, um den Apparat noch optimieren zu können, hätte es durchaus hilfreich sein können, aber so schnell sollte der Gnom nicht zur Ruhe kommen. Just als er Imogen geweckt hatte und in sein Zimmer verschwinden wollte, zischte Imogen: „Hey, das Fenster am Ende des Ganges macht Bewegungen, als ob sich unsichtbare Gestalten gerade Zugang verschaffen!“ Zurgin, der die Situation entsprechend Imogens Reaktion als dramatisch einstufte, verspritzte geistesgegenwärtig den Rest des für den Bau des Mobiles verwendeten Schmiermittels auf dem Gang und brachte damit Imogen ordentlich ins Schwitzen, die auf der nun spiegelglatten Oberfläche balancieren musste. Während Durrak und Yue Fei zunächst nichts von der Aktivität auf dem Gang mitbekamen, hielt sich Xannry, der im Kampf mit den Wölfen ordentlich einstecken musste, zunächst hinter der als sicher erscheinenden Türe versteckt. Xander, der aufgrund des nachgeholten Abendessens erst später zu Bett gehen wollte, war aber gerade auf die Treppe getreten, als Imogen ihren Warnruf absetzte und griff unmittelbar in das Geschehen ein.

Es mussten mehrere Wesen gewesen sein, die sich trotz eindeutig angriffslustiger Taten weiterhin in Unsichtbarkeit hüllten, denn das Seil, das versuchte, Durrak von den Beinen zu holen, wurde von ihnen horizontal durch den Gang geflogen. Praktisch gleichzeitig verstreute ein weiterer Pixie – so nannte später Zurgin die Angreifer – Murmeln auf dem Boden, die für weitere Schwierigkeiten sorgten. Als auch noch Zaubersprüche durch den Gang flogen und der gerade erst aufgewachte Xannry sich zusammen mit Durrak und Zurgin wieder schlafen legten, griff Imogen zu scharfen Pfeilen und Xander sich eine der unsichtbaren Gestalten, die daraufhin sichtbar wurde und als Wesen der Feenebene identifiziert werden konnte. Yue Fei drohte der Gestalt, die sich, wie ihre Begleiter ebenso, bereits wieder auf dem Rückzug befand, einen weiteren Besuch besser zu unterlassen, da sonst die Gefahr bestünde, in Zurgins Mobile eingesperrt zu werden. Als sich die Pixies – ob aufgrund oder trotz der Drohung war nicht mehr festzustellen – aus dem zweiten Fenster in die Nacht geflüchtet hatten, kehrte Ruhe ein und der Rest der Nacht verlief friedlich.


Am nächsten Morgen waren die Wunden des Vortages vernarbt und kaum mehr als eine unangenehme Erinnerung an die dringende Aufgabe geblieben, den Auslöser der allgemeinen Arbeitsverweigerung, die vermutlich einfach durch die andauernde Feierstimmung abgelöst wurde, zu ergründen und nach Möglichkeit zu beenden. Die heißeste Spur schien von den Rosen auszugehen, die, so der Eindruck der Kameraden, überwiegend attraktiveren Partygästen aufgedrängt worden war. Möglicherweise hatten die Blüten sogar einen Zauber über die Träger gebracht und dadurch das Unheil verursacht. Weitere Nachforschungen unter den nun wieder etwas kommunikativeren, weil nüchternen Dörflern ließen die Party-Location im Nebligen Wald vermuten, was angeblich von seinen elfischen Bewohnern – Nachfahren eines längst vergangenen Königreiches – bis auf die Zähne verteidigt wird und daher eigentlich eher gemieden wird.

Die Suche nach dem Ort der Feierlichkeiten ist aber dennoch schnell ausgemachte Sache, insbesondere, da Imogen in der Lage ist, den Spuren der heimkehrenden Dorfbewohner zu folgen und die Gruppe gut vorankommt. Die Spuren in Form von zerbrochenen Flaschen, Essensresten und einigen zweifach durch den Hals gewanderten Lebensmitteln machen es der Elfin leicht, erst ein paar kurze Trampelpfade, dann einen gut ausgetretenen Weg und schließlich auch die grobe Richtung der vermeintlichen Feierstätte zu bestimmen. Als die Gruppe schon über eine Stunde unterwegs war, stießen sie mit einem mal mit einem verzweifelten Menschen zusammen, der hinter einem jungen Baum, den er vor lauter Unachtsamkeit niedertrat, hervor stolperte. Sein einfaches Gewand war über und über mit Rissen und Schnitten übersät, die er sich wohl im Unterholz zugezogen hatte. „Seid… seid ihr hier, mich zu retten? Ich hab mich verlaufen und die anderen sind einfach nicht wieder zurück gekommen.“ Sein angsterfüllter Blick wird sofort von Xander mit einem besorgten Augenaufschlag begegnet. Das Gespräch mit Laran, der gierig das Wasser und die Reste vom Frühstück, die Yue Fei ihm reicht, verschlingt, ergibt, dass er aus Farleigh‘s Well stammt und von seinen Freunden, mit denen er „die Party seines Lebens“ besucht hatte, im Wald zurückgelassen wurde und er aufgrund der Horrorgeschichten, die ihm als Kind vom nebligen Wald erzählt worden waren, schließlich in Panik geraten war. Er berichtet vage von einem Tor und einer Ruine, die bei den historisch Kundigen ein paar Glöckchen klingeln ließen, auch wenn die Geschichte plötzlich einen Tempel enthielt und dann irgendwelche sprechenden Farben, die auf halluzinogene Stoffe in höherer Konzentration schließen ließen. Wobei, einen Tempel, und zwar einen von Hanali Celanil, soll es in der Gegend des nebligen Waldes mal gegeben haben. Und Zurgin wusste anzufügen, dass die eitlen Kleriker der durchaus auch von Elfen verehrten Hanali eine mehrfarbige Rose als heiliges Symbol verwenden. Hanali stand schon immer für die Verehrung des Schönen und war jeher eine standhafte Gegnerin aller Dunkelelfengötter.

Als sich die Panik von Laran so weit gelegt hatte, dass man ihm den Weg nach Hause beschreiben konnte, machte er sich auf den Weg und die Abenteurer nahmen ihre Spur wieder auf. Nach einer weiteren Viertelstunde vernahmen sie jedoch aus heiterem Himmel ein lautes Brummen, als wäre ein Schwarm Fliegen aus dem Unterholz gestartet. Bei genauerem Hinhören konnte man beinahe so etwas wie schrille Stimmen in dem monotonen Gebrumm entdecken. Mit einem plötzlichen Windstoß der zwischen Imogen und Xander hindurchfuhr, war das Spektakel aber auch schon wieder vorbei, noch bevor es richtig begonnen hatte.

Etwas verwirrt, aber ob der eher harmloseren Auswirkungen nicht beunruhigt, wanderten die Gefährten weiter. Als sie ihr vermutetes Ziel, eine Ruine auf einem Hügel mitten im nebligen Wald, beinahe erreicht hatten, trat aber plötzlich geräuschlos ein schlanker Elf mit dicken schwarzen Haaren, die bis auf seine Schultern hingen, aus dem Schatten eines Baumes hervor. Zwei elegante Elfenklingen hingen an seinem Gürtel, sein Kettenhemd war aus metallenen Eichenblättern gewoben. Ein stolzer Waldelf.

Scharlatane gibt es überall

„Halt, Eindringlinge! Ihr befindet Euch im Reich von Melandrach, dem König dieses Waldes. Fügt Euch und es wird kein Leid geschehen unter den Ästen seines Königreiches.“ Mit einer herrischen Geste bedeutete er den Abenteurern die Waffen abzulegen und schickte sich an, sich zu nähern. Darauf ließen sich die Abenteurer jedoch nicht ein. Statt demütig den Anweisungen Folge zu leisten, begannen sie zu argumentieren und Bedingungen zu stellen. Ein Verhalten, das ein Ritter König Melandrachs natürlich nicht akzeptieren konnte. Ein weiteres Mal forderte er die Gefährten auf, sofort den Wald wieder zu verlassen und auf dem Weg, den sie bisher beschritten hatten, zurück zu kehren, aber als erneut nicht einmal ansatzweise selbiges geschah, machte er einige schnelle Schritte auf die Gruppe zu und sein Blick blieb an Imogens Gürtel hängen. „Da! Ihr seit Verräter! Ihr habt mich angelogen von Anfang an! Mit diesem Dolch wurde gestern einer unserer Späher getötet. Es würde mich nicht wundern, wenn sich auch noch die gestohlenen Habseligkeiten meines Freundes in Eurem Besitz befinden würden.“ Imogen blickte verwirrt auf ihren Gürtel und entdeckte tatsächlich einen ihr völlig unbekannten Gegenstand. Sie besaß plötzlich einen zweiten Dolch, der neben ihrer eigenen Ersatzwaffe für den Nahkampf am Gürtel hing. Die Gefährten, die sich gerade eben aufgrund ihres Eindringens in von den Elfen kontrolliertes Gebiet lediglich in einer etwas ungünstigen Verhandlungsposition befanden hatten, hatten plötzlich Erklärungsnot, da sie durch die belastenden Indizien jede noch so kleine Glaubwürdigkeit in den Augen des Elfenritters verloren hatten. Als seine allerletzte Aufforderung, in Anbetracht der erdrückenden Beweislast die Widerstandshaltung aufzugeben, mit einem süffisantem Lächeln beantwortet wurde, sprachen die Pfeile der in den Bäumen versteckten Begleiter, die aber teilweise von den wachsamen Augen der Gruppe bereits entdeckt worden waren, andere Worte.

Die Tatsache, dass auch die Abenteurer auf der Hut waren, sowie deren zahlenmäßige Überlegenheit ließen den Elfen, die auch noch versuchten, tödliche Wunden zu vermeiden, keine Chance, ihren Standpunkt zu untermauern. Aber auch ihnen wurde Gnade gewährt, als sich die Gefährten der Kontrolle über das kleine Gefecht sicher waren und so wurden drei der vier Kämpfer Melandrachs lediglich bewusstlos geschlagen und nach deren Entwaffnung und Fesselung noch einmal mit vertauschten Rollen das eingangs fruchtlose Gespräch wiederholt. In Anbetracht ihrer Niederlage und dem ganz und gar nicht aggressiven Verhalten der Sieger, wurden die Elfen etwas kooperativer und die Geschichte wurde nochmals diskutiert. Tatsächlich schien tags zuvor ein Elf zu Tode gekommen zu sein, dessen Wunden mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den Dolch, der sich nun in Imogens Besitz befand, verursacht wurden. Als Xander auch noch einen Heiltrank in seinem Rucksack fand, von dem er keinerlei Kenntnis hatte, wie er dorthin kam und diesen umgehend den Elfen zu deren Heilung zur Verfügung stellte sowie ihnen ihre Waffen zurückgab, begannen sie langsam, der Geschichte von Imogen, die nach wie vor Stein und Bein schwörte, diesen Mörder-Dolch bis eben noch nie gesehen zu haben, ein wenig Glauben zu schenken, sodass sie schließlich den Abenteurern den Weg zur Ruine des Tempels von Hanali Celanil zeigten und sich in die Tiefen des Waldes zurückzogen.

Der Waldtempel

Als die Gefährten die letzten Meter in Richtung der Ruine, die im Dickicht des Waldes, angeblich hinter einer fast undurchdringlichen Nebelwand lag, zurücklegten, entdeckten sie leere Flaschen und abgelegte Kleidungsstücke am Fuß des Hügels. Durch das dichte Baumgeflecht konnten sie die Umrisse von zerfallenen Mauerresten und Säulen ausmachen. Ebenso vernahmen sie aus Richtung der Ruine eine Musik. Eine Flöte spielte leise Töne, die kaum hörbar waren, aber dennoch den ganzen Hügel erfüllten. Sehr seltsam.

Zurgin war natürlich sofort Feuer und Flamme, hier, mitten im Nirgendwo möglicherweise einen Hinweis oder sogar einen Beweis für seine Theorie Rechter Harmonie der Sphären finden zu können. Die Aussicht darauf, wieder ein neues Geräusch mit geradezu magischen Eigenschaften analysieren und in seine Abhandlung einordnen zu können, spornte den kleinen Gnom unglaublich an. Da ja die Mitreisenden Zurgins Theorie nicht ganz so spannend fanden, wie er selbst, fiel auch niemandem auf, dass der Gnom urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt war. Nur Yue Fei meinte, kurz vor seinem Verschwinden gesehen zu haben, wie Zurgin irgendwelche Instrumente aktivierte und sich dann einfach in Luft aufgelöst hatte. Kurz nachdem sie laut überlegt hatte, was da eigentlich passiert ist und dabei ähnliche Bewegungen machte, wie just zuvor noch Zurgin, verschwand auch sie in gleicher Weise. Nun begann unter den Verbliebenen eine hitzige Diskussion, was denn nun die beste Vorgehensweise sei. Xander wollte wissen, wie man den beiden Kameraden denn folgen könnte, aber Xannry war überhaupt nicht davon überzeugt, dass es überhaupt sinnvoll sei, den beiden – womöglich in den sicheren Tod hinein – zu folgen. Imogen entdeckte eine weitere Möglichkeit, zu verschwinden. Sie unterstützte nämlich ihre Tanz- und Feierlaune mit ein wenig Restalkohol, den sie aus den herumliegenden Flaschen zusammensuchte, begann zu torkeln und war verschwunden. Durrak tat es ihr nach und verschwand ebenfalls. So blieben letztlich nur Xander, der das Risko gerne auf sich genommen hätte, sich aber zutiefst weigerte, auch nur einen Tropfen Alkohol zu sich zu nehmen und seine Heiterkeit stattdessen – offensichtlich erfolglos – vortäuschen wollte. Und Xannry, der sich als der einzige Vernünftige zwischen einem Haufen Verrückter zu fühlen begann und schließlich mit Xander zusammen die Rückreise ins Dorf antrat.


Zurgin traute seinen Augen kaum, als er durch den Nebel getreten war. Der Hügel war plötzlich von einem Tempel, wie er ihn noch nie zuvor gesehen hatte dominiert. Feinste Steine, verziert mit Marmorierungen, die wie Rosenblüten aussahen, schufen eine Stätte der Verehrung, die von einer geradezu euphorisierenden Umgebung ins allerbeste Licht gerückt wurde. Intensiver Weingeruch lag ebenfalls schwer in der Luft. Die gesamte Szene war so unwirklich, dass ihm auch die Gruppe Zentauren, die offenbar eine Art Patrouille liefen, gar nicht als sonderbar auffiel, sondern zunächst nicht einmal interessierte. Was ihn interessierte, war die Quelle der übernatürlichen Musik, die ihm bereits im nebligen Wald aufgefallen war und hier noch intensiver und präsenter wirkte. Seinen Ohren traute er nämlich nach wie vor und diese stellten fest, dass die Melodie von einer Panflöte erzeugt wurde und diese Panflöte war etwas ganz und gar einzigartiges, dessen war sich Zurgin vollkommen sicher. Möglicherweise war es der Schlüssel zu dem Ebenenwechsel, der sich gerade eben für Zurgin ergeben hatte. Mit diesem Ansatz im Kopf, versuchte er durch eine passende eigene Melodie, die Schwingungen so auszunutzen, dass er selbst wieder auf die materielle Ebene gelangen würde, aber stattdessen tauchte Yue Fei neben ihm auf. Nun, dann wollte er eben versuchen, die restliche Gruppe ebenfalls dazu zu holen. Leider gelang ihm auch das nicht so, wie er sich es vorgestellt hatte.

Die Mönchin pflückte in einem günstigen Moment noch schnell eine Rose von den beidseits des Weges wachsenden Hecken, in der Hoffnung, eine Wirkung zu erzielen, die etwas Licht in das Rätsel um die Dorfbewohner mit den Blüten bringen könnte, aber es passierte nichts. Inzwischen hatten die beiden Zentauren, deren humanoide Oberkörper eindeutig elfische Züge aufwiesen, die Gruppe ebenfalls entdeckt und kamen, zusammen mit ihren Jagdhunden und ihren langen Piken aus Eichenholz, langsam näher. Als auch noch Imogen und Durrak eingetroffen waren, begann die Gruppe einen langsamen Marsch in Richtung des nicht besonders großen, aber dennoch unglaublich eindrucksvollen Tempels. Kurz vor dem Eingang wurde sie jedoch von den Zentauren aufgehalten, die freundlich, aber bestimmt, verlangten, dass die Abenteurer ihre Waffen abzulegen hätten, falls sie gedachten, den Tempel zu besuchen. Da Zurgin sowieso um jeden Preis hinein wollte und die anderen ebenfalls neugierig geworden waren, wer oder was denn nun diese überirdische Melodie erzeugte, einigte man sich darauf, die Waffen abzulegen, um einen Blick in das Innere zu werfen.

Eine lange Festtafel und gepolsterte Sofas füllten das Innere der Marmorsäulenallee. Weinfässer mit antiken Elfenrunen waren an der Wand aufgestellt und an den Wänden hingen Leinwände, die idyllische Szenen von Liebenden, Poeten und Künstlern darstellten. Auf einem Sessel saß ein Satyr und spielte auf einer Panflöte eine wundersame Weise. Nicht weit vom Sessel lag ein monströser Eulenbär auf einem Kissen und lauschte andachtsvoll der Musik, die mit Eintreffen der Kameraden in ein Finale überging und als sie verstummte, Zurgin spontan zu einem Applaus bewegte.

„Seid willkommen, Freunde. Freunde? Das hoffe ich doch, denn hier im Tempel von Hanali gibt es nur Freude und Freunde und Feiern, bis in alle Zeiten.“ Ein breit grinsendes Lächeln begrüßte die Gruppe, die mit vielem gerechnet hatte, aber obgleich der Wirklichkeit dennoch überrascht war. Insbesondere der Eulenbär mit den scharfen Krallen kam den Ankömmlingen zunächst nicht sehr geheuer vor. „Ich sehe, ihr habt Sir Downy, meinen langjährigen Freund, bereits entdeckt, da bleibt mir nur mehr übrig, mich selbst vorzustellen. Ich bin Erasus, der derzeitige Hausmeister und Hauptbewohner dieses Tempels. Womit kann ich Euch eine Freude machen?“ Erasus schien erfreut zu sein, weitere Gäste begrüßen zu dürfen, doch die Gruppe wollte zunächst klarstellen, dass die Aktivitäten hier im Tempel, zu denen sie die immer zügelloseren Feste zählten, nicht nur positive Auswirkungen hatten, sondern auch den Unmut einiger Bewohner der materiellen Ebene, nicht zuletzt der Elfen in Rhunath, was aber nicht extra erwähnt wurde, hervorgerufen hatte. Erasus verleugnete nicht, für die Fröhlichkeit einiger Dorfbewohner und dementsprechend auch deren Unfähigkeit, ihren anderen Aufgaben nachzugehen, verantwortlich zu sein, machte aber einen Punkt daraus, dass er niemanden gezwungen hatte, sich bis über alle Grenzen hinweg zu berauschen.

Spurensuche und Hinterhaltpläne

Der Weg zurück ins Dorf erwies sich als nicht trivial, da sich sowohl Xander als auch Xannry zuvor sehr auf Imogens Spurenlesefähigkeiten verlassen hatten und sich den Weg gar nicht so gut gemerkt hatten, aber schließlich erreichten sie doch den Rand des Waldes und wenig später auch Farleigh`s Well. Als sie den inzwischen halbwegs ausgenüchterten Dörflern die richtigen Fragen gestellt hatten, wurde ihnen auch sehr bald klar, dass man, um das Tor zu betreten, nur in der richtigen, einer Hanali Celanil würdigen Stimmung sein musste und für die Rückkehr lediglich ein Getränk, was es wohl auf der anderen Ebene gab, aber ziemlich bitter schmeckte, zu sich nehmen musste. Für Xannry war das Wissen um eine Rückkehrmöglichkeit, die so vielen Dörflern gelungen war, Sicherheit genug, um ebenfalls den Weg durch den Nebel zu wagen. Und nachdem sich Xannry mit einer Flasche des guten Elfenweins eingedeckt und für Xander eine berauschende Kräutermischung im Rucksack gelandet war, ging die Reise postwendend zurück zur Tempelruine. In der Tat gelang es mit dieser Vorbereitung auch den beiden Nachzüglern, in eine völlig neue Welt zu reisen.


Als auch Xander und Xannry am Tempel angekommen waren und nach einstweiligem Ablegen der Waffen friedlichen Zutritt zum Tempel erlangt hatten, holte Erasus ein weiteres Fass besten Elfenweins aus seinem Vorrat und bot ihn allen an. Xander begnügte sich zwar mit einem Glas Traubensaftschorle, alle anderen waren dem ausgezeichneten Tropfen aber gerne zugeneigt. Auch der Satyr beteiligte sich an den Tischrunden und auch seine Zunge lockerte sich von Glas zu Glas, so dass die Abenteurer im Laufe des Abends einen großen Teil der Wahrheit hinter seiner infamen Aktion erfahren konnten. Erasus wurde von einer adligen Fee namens Lady Rimeheart korrumpiert. Sie drohte ihm, ihn in ihrem Eisschloss in der Feenwildnis einzusperren, wenn er nicht ihren Anweisungen Folge leistet und für den dunklen Feenhof arbeitet. Aus Furcht, in Gefangenschaft seinen hedonistischen Gelüsten nicht mehr nachkommen zu können und komplett in Vergessenheit zu geraten, fügte er sich widerwillig ihren Wünschen, plant aber seither, sich ihrer zu entledigen.

„Wie kommt es denn, dass eine Fee so böse ist? Feen sind doch gute Wesen.“ warf Zurgin zwischen zwei Schlucken aus dem ständig vollen Weinglas ein. „Ja, nicht wahr? Auch Lady Rimeheart war einst eine gute Fee, damals war sie noch Lady der Zephyre und eine strenggläubige Priesterin der Hanali Celanil, der feenhaften Erscheinung von Pelor, dem Sonnengott, der durch seine spirituelle Stärke und als Lichtbringer mit allen guten Göttern freundschaftlich verbunden ist. Die engsten Beziehungen pflegt dieser mit Mayaheine, einer zu einem göttlichen Wesen aufgestiegenen Paladinin Pelors und Rao, dem Gott des Friedens, sowie mit St. Cuthbert, Heironeous und weiteren guten Göttern wie zum Beispiel Corellon Larethian oder Kord, dem Gott der physischen Stärke.

Diese Lady betete bei ihrem Gott darum, dass ein Eladrin Prinz zu ihr kommen möge, den sie für sich gewinnen wollte. Der Prinz jedoch wurde von ihr nicht ansatzweise berührt und zog statt dessen die von seinen Eltern arrangierte Heirat vor, wodurch es für die Agenten des dunklen Feenhofes ein leichtes war, ihr Herz zu verderben und sie zu einem Mord am Prinzen zu verleiten. In der Hochzeitsnacht, ganz nach den Gebräuchen der Hanali, ging sie zu den frisch Vermählten, um eine Rose in die Krone des Prinzen zu weben. Sie nutzte jedoch dunkle Elfenmagie, um die Rose in einen heimtückischen Dolch zu verwandeln und stieß diesen in das Herz des Prinzen. In diesem Moment wurde ihr eigenes Herz zu Eis und ihre Haut nahm eine blass-bläuliche Farbe an.

Und so erhielt Erasus die Anweisungen, in einem ehemaligen Hanali Tempel, Menschen sich vor Erschöpfung zu Tode feiern zu lassen, um Hanali ebenso zu verhöhnen, wie sie sich durch das Geschehene von ihrer Göttin verhöhnt gefühlt hatte.

„Und nun müssen Halbelfen und vielleicht auch noch Elfen sterben, weil ein Eladrin nicht von einer Fee angetörnt war?“ Xander war fassungslos. „Ja, es sei denn …“ Erasus grinste vielsagend in die Runde. „Es sei denn?“ fragte Xannry nach. „… ihr helft mir, dem Treiben ein Ende zu bereiten. Schon morgen hat sich Lady Rimeheart wieder angekündigt und ich fürchte, sie wird nicht besonders glücklich sein, zu hören, dass fast noch niemand den Feierlichkeiten zum Opfer gefallen ist.“ Eine kurze, aber leidenschaftliche Diskussion bricht aus, die darin gipfelt, dass sich die Gruppe bereit erklärt, dem Satyr zur Seite zu stehen, wenn Lady Rimeheart am nächsten Tag auftaucht. Dazu planten die Gefährten auch noch einen Hinterhalt und wollten jede Einzelheit wissen, die ihnen dabei helfen könnte. So erzählte Erasus, dass Rimeheart meist mit einer Kutsche, die von mehreren Rieseneulen getragen wird, reist. Da der Tempel nicht überdacht ist, würde sie in aller Regel direkt im Innenraum landen. Um das zu verhindern, brachten die Abenteurer im ganzen Tempelbereich dichte Girlanden an, die ein direktes Einfliegen unmöglich machen sollten. Imogen erklärte sich spontan bereit, die Kutsche, sobald sie draußen abgestellt war, flugunfähig zu machen, während der Rest, zusammen mit Erasus und Sir Downy, das Blut der Dame wieder ein wenig aufzuwärmen gedachte.

Einige Verstecke, wie ein leeres Weinfass, bzw. eine lange Tischdecke über einer Festtafel wurden ebenfalls aufgestellt, aber die Gefährten beschlossen, dass Durrak und Erasus einfach so tun sollten, als ob sie noch am Feiern seien, um letztlich durch ein Überraschungsmoment den Vorteil auf ihre Seite zu bekommen. Xannry versteckte sich hinter einer der Säulen und bekam die Initiative übertragen. Sein erster Bogenschuss sollte den Kampf eröffnen. Yue Fei kroch in das leere Weinfass, Zurgin unter die Couch und Xander hinter den Tresen unter der Tischdecke (oder irgendwo dazwischen). Durrak stellte sich, bewaffnet lediglich mit einem Bierkrug offen inmitten des Tempels auf. Seine Waffe lag jedoch, augenscheinlich gut versteckt, ganz in seiner Nähe. Imogen war bereits außerhalb des Tempels in den Rosenhecken und beobachtete den Himmel, bis sie mit einem leisen Pfiff die Angreifer in ihrem Hinterhalt vorwarnte.

Lady Rimeheart

– Allerdings folgt Rimeheart nicht unseren Plänen: sie steigt oberhalb des Saals aus der Kutsche und steigt auf eine Säule… sie ist wohl misstrauisch geworden und Xander bekommt das auch gleich zu spüren: eine mentale Kraft versucht ihn zu dominieren, aber er kann widerstehen. Aber nun geht es los…

– Während alle kämpfen… und versagen, präpariert sich Durrak viele Runden lang… wie es sich für einen Kleriker gehört.

– Der Kampf sieht ziemlich schlecht aus, wir kommen nicht so recht zu Rande. Nachdem Rimeheart sich irgendwann auf der mittlerweile etwas glitschigen Säule bedrängt fühlt, mach sie einen kleinen Dimensionssprung auf eine andere Säule. Der Eulenbär von Erasus dient als Tragtier für Yue Fei, was diese in eine sehr gute Position für einen Bull Rush bringt. Mit einem überragenden Kung-Fu-Schlag tritt Yue Fei die Lady von der Säule bis an die gegenüberliegende Wand, wo beide herunterstürzen. Xannry nutzt die Chance für einen Gelegenheitsschlag, der ebenfalls trifft. De beste Kombination des Kampfes!

– Xannry kann sich daran aber nicht lange erfreuen. Die Zugtiere der Kutsche, Riesen-Eulen, haben mittlerweile in den Kampf eingegriffen und eine davon streckt Xannry nieder.

– Bevor Xannry stirbt, stabilisiert Xander ihn in einen schnellen Hilfsaktion.

– Danach stehen alle Helden um Rimeheart herum, auch der Eulenbär und Erasus und Runde um Runde wird etwas Schaden gemacht. Da Rimeheart hauptsächlich Kälteschaden macht, gegen den die Betreffenden immun sind, gelingt es letztendlich dem Eulenbär den tödlichen Hieb zu setzen.

Als Lady Rimeheart endlich tödlich verwundet zu Boden fiel, stellte sich spontan Jubel ein, doch dieser war teuer erkauft. Xannry schrammte nur knapp an einem viel zu frühen Ableben vorbei, Durrak wurde ebenfalls nicht mit Samthandschuhen angefasst und Zurgin, Yue Fei und Xander kamen auch nicht ohne Blessuren aus dem Gemetzel heraus. Lediglich Imogen konnte, aufgrund ihres Außendienstes, der keine direkten Kampfhandlungen beinhaltete, unbeschadet in den Tempel zurückkehren und stolz verkünden, dass die Kutsche definitiv nicht mehr flugfähig sei, als sie das erhoffte Ergebnis des Kampfes mit eigenen Augen erblickte und lediglich mit einem Naserümpfen bemerkte, dass sie sich das Sabotieren der Kutsche ja auch hätte sparen können.

Eile mit Weile

Als alle sich den Staub aus den Kleidern geklopft hatten und die Wunden entweder geheilt oder zumindest verbunden waren, kam es zu einem Gespräch mit Erasus, der zunächst überglücklich war, sein Nemesis endlich losgeworden zu sein und sofort sein Versprechen erneuerte, die Feste nicht hier, sondern anderswo fortzusetzen. Allerdings gab er zu bedenken, dass das Tor, was durch seine Zusammenarbeit mit Lady Rimeheart zwischen materieller und Feenebene mitten im nebligen Wald entstanden war, nicht einfach verschließbar sein wird und trotz der versprochenen Einstellung der organisierten Orgien weiterhin eine Gefahr für Farleigh`s Well darstellen konnte, da – wie sich gezeigt hatte – auch Bewohner des Feenlandes sich auf die Ebene der Abenteurer begeben und dort ihren Schabernack getrieben hatten. Und solange das Tor existierte, stand zu befürchten, dass das weiter so sein würde. Um die Implikationen dieser Begebenheit in Ruhe diskutieren zu können und eine Lösung zu finden, beschlossen die Abenteurer noch eine Nacht zu bleiben. Um aber gleichzeitig die Frist zur Wiederaufnahme der Getreidelieferungen nicht zu reißen, brachen Xander und Imogen noch am gleichen Tag auf nach Farleigh`s Well, wo sie dem Hauptverantwortlichen für den Handel mit Rhunath die Sachlage erklärten und sich zusammen mit einigen Dörflern umgehend auf den Weg nach Rhunath machten.


Im Hanali Tempel dagegen wurde eingehend diskutiert, wie die Situation am besten bereinigt werden konnte. Leider war Erasus allein nicht in der Lage, das geöffnete Ebenentor einfach wieder zu schließen, er versprach aber, noch wenigstens drei Wochen auf die Rückkehr der Abenteurer zu warten, um währenddessen weitere Übergriffe in Richtung materieller Ebene zu verhindern. Nach Ablauf der Wartezeit würde er jedoch weiterziehen und das Tor seinem Schicksal überlassen.

Damit war die Gruppe einverstanden und kehrte nach einer Nacht der Erholung nach Farleigh`s Well zurück, wo schon wieder fast ein normaler Zustand erreicht worden war, nachdem sich die Geschichte der bösen Fee aus dem Hanali Tempel wie ein Lauffeuer verbreitet hatte. In Farleigh`s Well wurden nochmals Vorräte aufgefüllt und ein zuverlässiger Bote ausgesucht, der – im Fall, dass eine Rückkehr der Abenteurer nicht möglich sein sollte – nach 20 Tagen einen Besuch bei Erasus machen soll, um den Kontakt zu dem Satyr freundschaftlich, aber endgültig zu beenden und vielleicht noch etwas über dessen unmittelbare Pläne zu erfahren. Möglicherweise hat er bis dahin auch selbst eine Lösung gefunden, die das Tor unschädlich machen kann.

Als auch das geklärt war, brachen Durrak, Xannry, Yue Fei und Zurgin auf ihren Reittieren auf, da die Hoffnung bestand, Imogen und Xander noch vor deren Ankunft in Rhunath einholen zu können. Die Reise stellte sich anfangs völlig unproblematisch dar, aber als sie schon fast damit rechnen konnten, nach kurzer Zeit den Getreidewagen einzuholen, trafen sie stattdessen auf eine Strassensperre.

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